Der CIO Erfahrungsaustausch am 27.01.2021 war thematisch sehr dicht gedrängt. Quasi Off Topic machte Stefan Hügel von VOICE-Partner IDG den knapp 100 Teilnehmern der Diskussion noch einmal den Besuch der digitalen Hamburger IT-Strategietage vom 22. bis 26. Februar unter dem Motto „The future normal“ schmackhaft.
Den Einstieg in den CIO-Abend ebnete wie immer Dirk Ockel mit seinem Kurzbericht zur aktuellen Security-Lage. Herausragendes Ereignis: Die Zerschlagung des Emotet-Botnetzes. Außerdem gehen die Angriffe auf Sicherheitsforscher weiter, wie wir sie kürzlich dramatisch bei fire Eye gesehen haben. Die Angreifer geben sich als Sicherheitsforscher aus, kontaktieren mögliche Zielpersonen und fragen eine Zusammenarbeit an. Ein bisschen gruselig erscheint der Angriff der Ransomware „Nefilim“ auf den Account eines verstorbenen Administrators, mit anschließender Verschlüsselung der Unternehmensdaten und Exfiltration mehrer 100 GB an Daten. Der Administrator-Account war offen geblieben, weil er für einige Services genutzt wurde. Ockel erklärte, dass es in dem Unternehmen wahrscheinlich Procedere geben würde, für Mitarbeiter-Accounts, die das Unternehmen verlassen, aber offenbar nicht für Todesfälle. „Diese Lücken werden ausgenutzt“, sagte er.
Relatives Schätzen
Professor Ayelt Komus von der Hochschule Konstanz (Link auf Podcast) informierte die Teilnehmer über das sogenannte relative Schätzen. Es führt zu genaueren Einschätzungen künftiger Entwicklungen und höherer Planungssicherheit. Mit relativem Schätzen können wir unsern chronischen Optimismus und unsere ebenfalls chronische Vernachlässigung von möglichen negativen Ereignissen auf unsere Prognosen erheblich eindämmen. Komus erklärte wie Storypoints, T-Shirt-Sizes oder Planning Poker das relative Schätzen unterstützen.
Der vierte Impulsgeber des Abends, Dr. Carsten Linz, Berater des Wold Economic Forums und Autor des Buches Radical Business Transformation erzählte, dass die intensiven Recherchen für sein Buch gezeigt hätten, dass die wenigsten Unternehmen eine Transformation ihrer Geschäftsmodelle versuchten, sondern die meisten verschiedene Prozesse transformieren. Weniger werden es schon bei der Transformation des gesamten Operation Models. Linz betonte, dass radikale Transformationen nur gelingen können, wenn mindestens folgende Bedinugngen erfüllt sind:
- Die Transformation muss von den kompletten obersten Führungsgremien (Vorstand, Aufsichtsrat) unterstützt werden.
- Die Transformation braucht klare Ziele
- Die Transformation müss kohärent sein , also auch die vertikal integrierten Einheiten eines Unternehmens erreichen
- Die Transformation muss zu einem geeigneten Zeitpunkt von einem zentralen Transformationsansatz zu einem dezentralen Vorgehen wechseln.
Linz schloss seinen Impuls mit einem Zitat des Management-Gurus Peter Drucker: „The greatest danger in turbulences are not the turbulence but yesterdays logic.“
Digitalisierung in Würde
Ein vielleicht noch größeres Thema stellten Dr. Michael Müller-Wünsch, Technologievorstand bei Otto und Dr. Arno Probst, Partner bei Deloitte vor. Unter dem #Weltenwandel und der Überschrift „Digitalisieren in Würde“ regen sie innerhalb der VOICE-Community eine Diskussion an, die sich mit den gesellschaftlichen Auswirkungen der Digitalisierung befasst und insbesondere die größtmögliche und faire Teilhabe aller Mitglieder der Gesellschaft ins Auge fasst. Dazu hat eine Gruppe von Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur, Sport und Journalismus aus der Metropolregion Hamburg zu der auch Müller-Wünsch und Probst gehören einige Vorarbeit geleistet. In dem Beitrag „Digitalisierung in Würde“ fasst Dr. Müller-Wünsch den aktuellen Stand dieser Diskussion zusammen. Die Teilnehmer des CIO Erfahrungsaustausch zeigten sich sehr interessiert an dem Thema, das in ihren Unternehmen allerdings in der Regel noch keine Rolle spielt. In jedem Fall wollen sie sich aber im Rahmen des CIO Erfahrungsaustausch oder in einem anderen VOICE-Format weiter intensiv darüber austauschen.