Der 11. von VOICE organisierte CIO-Austausch war gepackt voll mit Input. Dr. Volkmar Weckesser von Pharma- und Diagnostikanbieter Centogene, Tobias Fausch von der BayWa und Daniel Becker von bremenports berichteten aus Ihrem Corona-Alltag und was sie daraus gelernt haben.
Fausch detaillierte die Rückkehrstrategie der BayWa. Große Herausforderung war es, die Balance zu halten zwischen Zentrale und den einzelnen Standorten. Während die Zentrale in München geschlossen und die Mitarbeiter ins Home-Office geschickt wurden, arbeiteten die Mannschaften in den Standorten weiter, um die Kunden vor Ort so gut wie möglich zu versorgen. Natürlich hielt sich die BayWa auch dort an alle gesetzlichen Vorgaben gehalten. Wenn an den Standorten ein Corona-Fall auftrat, wurde die Mannschaft in Quarantäne geschickt, die Räumlichkeiten sehr sorgfältig gereinigt und dann übernahm ein komplettes Notfallteam den Standort, bis das ursprüngliche Team wieder bereitstehen konnte. Insgesamt verzeichnete das Unternehmen bei rund 20 000 Mitarbeitern 40 Corona-Fälle. In Deutschland waren es bei 13 000 Mitarbeitern rund 20 Fälle.
Menschen sind soziale Wesen
Menschen sind soziale Wesen und brauchen den direkten Kontakt zueinander auch als Kolleginnen und Kollegen am Arbeitsplatz. Sonst sinke mittelfristig die Produktivität der Mitarbeitenden. Davon sind die Entscheidungsträger bei der BayWa überzeugt und wollen deshalb den Bürobetrieb im Wesentlichen wieder so herstellen wie vor Corona. Nach den Pfingstferien, Mitte Juni, wird die Münchener Zentrale wieder offiziell für alle öffnen. Kritische Bereiche blieben auch dann die Kantine und der Eingangsbereich. Trotzdem hält Fausch die Situation für absolut beherrschbar. Natürlich werden man die Abstandsregeln von 1,5 Metern einhalten, deutlich häufiger reinigen und die Teilnehmer an Meetings so begrenzen, dass auch dort die Mindestabstände eingehalten werden.
Quasi über Nacht Tools und Geräte ausgerollt
Daniel Becker von bremenports erzählte, wie sich eine Präsenzkultur durch Corona in eine flexible Organisation aufgefächert hat. Er sagte: “Die neue Art zu arbeiten, ist nicht mehr wegzudenken.”
Quasi über Nacht wurden entsprechende Tools und Geräte an die Mitarbeiter ausgerollt, sodass, die Mitarbeitenden, die remote arbeiten konnten, schnell ins Home-Office übersiedeln konnten.
Inzwischen hat sich in Sachen Arbeitsorganisation beim bremenports schon einiges getan, auch im Dialog mit den Arbeitnehmervertreten. Allerdings sieht Becker noch etliche Hausaufgaben auf die Bremer Häfen zukommen, damit man die durch Corona sehr schnell erreichte, neue Flexibilität des Arbeitens und Kommunizierens aufrechterhalten kann:
- Betriebsvereinbarungen zu Telearbeit und Fernzugang sind zu erneuern
- IT-Coaching vor allem in Sachen Microsoft Teams seien notwendig, auch bei Führungskräften.
- Es müsse eine Home-Office-Richtlinie geschaffen werden, die Dinge wie Kommunikation, Zusammenarbeit, Datenschutz und IT-Sicherheit regelt
- Regelmäßige, digitale Feedbackschleifen der Mitarbeiter müssen etabliert werden, damit sich Fehlentwicklungen nicht verstetigen
- Die IT-Personalressourcen müssen den veränderten Bedingungen gemäß angepasst werden
- Cloud Computing werde gestärkt
- Ausstattung der Mitarbeiter (Smartphone für Alle)
Centogene testet Mitarbeiter selbst
Dr. Volkmar Weckesser von Centogene erläuterte, was die IT eines Pharma- und Diagnostik-Anbieters tun kann, um die Entwicklung und den Einsatz von Corona-Tests zu unterstützen: In der eigenen Firma, in der Region und für Dritt-Unternehmen.
Am 12. März entschied das Unternehmen, alle Nicht-Labor-Funktionen ins Home-Office zu schicken. Dank der größtenteils vorhandenen modernen Ausstattung verlief die Übersiedlung ins Home-Office sehr schnell und weitgehend problemlos. Gleichzeitig wurde entschieden, alle Mitarbeiter möglichst schnell auf Corona zu testen. Dank eines eigenen Tests (weitgehend zusammengestellt aus Komponenten von Drittanbietern) fand der erste Test an den Mitarbeitern bereits am 19.03. 2020. Seitdem werden sie regelmäßig in kurzen Abständen getestet. Nur Mitarbeiter mit einem negativen Ergebnis dürfen ohne Mund-Nasen-Schutz in Räumlichkeiten von Centogene arbeiten. Inzwischen testet das Unternehmen regelmäßig die Mitarbeiter von Krankenhäusern, Pflegediensten, Polizei und Berufsfeuerwehr in der Region. Außerdem werden auch Mitarbeiter von mittelständischen Unternehmen in Deutschland getestet. Anfragen von Unternehmen in den USA und Dänemark liegen ebenfalls vor, berichtet Weckesser.
Die Rolle der IT während der Corona-Krise lag zum einen darin, Werkzeuge und Infrastruktur für das mobile Arbeiten zur Verfügung zu stellen. Auf der anderen Seite ging es darum, die Tests zu unterstützen. Letzteres erfolgte unter anderem über ein Test-Portal, bei dem sich die Leute für die Tests registrieren. Außerdem wurde erst kürzlich mit Hilfe der Blockchain-Technologie die Testergebnisse versiegelt.
Welche Vertragsart für agile Projekte?
VOICE-Justiziar und Partner bei OsborneClarke, Ulrich Bäumer, erklärte, wie sich agile IT-Projekte vertraglich am besten absichern lassen. Fazit: Im Prinzip eignen sich Werkverträge am besten. Allerdings muss dabei sehr auf das Detail geachtet werden. Bäumer empfiehlt den Unternehmen, den gewählten Vertrag auch zu leben und vor allem zu dokumentieren. Die Aufsichtsbehörden reagieren kritisch auf Verträge, die nur auf dem Papier stehen, deren Vereinbarungen aber im Alltag nicht eingehalten werden. Die Dokumentation ist wichtig, wenn es zwischen den Vertragsparteien zum Streit komme.
Datendiebe versteigern ihre Beute
Peter Vahrenhorst vom LKA und Dirk Ockel, VOICE-Spezialist im Service-Bereich VOCC (Anbieterbeobachtung) und im Bereich CSCC (Cybersecurity), berichteten über aktuelle Bedrohungen. Danach haben die Revil/Sodinikbi-Gang das britische Energieversorgungsunternehmen Elexon gehackt und die Daten exfiltriert und verschlüsselt. Außerdem haben Sie eine Auktions-Website gestartet, auf der sie die Daten von Unternehmen an den meistbietenden verkaufen. Außerdem erwähnte Ockel die inzwischen gepatchte Token-Forgery-Schwachstelle bei Apple, sowie die Warnungen der NSA und RiskIQ vor drei kritischen Exim-Schwachstellen in Linux.
Der nächste CIO-Austausch findet am Mittwoch, den 10.07.2020 statt. Die Impulse liefern Andreas Hense (Vorstand, IT-Verbund Uelzen) „ZeroTrust Initiative bei DB Schenker“ – Markus Sontheimer (CIO/CDO, DB Schenker); Stefan Würtemberger (CIO, Marabu); Steffen Siguda (CISO, Osram) Wenn Sie als Nicht-VOICE-Mitglied teilnehmen möchten, wenden Sie sich bitte an den VOICE-Kollegen Grischa Thoms unter grischa.thoms@voice-ev.org