Den Impuls des 83. CIO-Erfahrungsaustausches am 16.03.2022 lieferte Tobias Fausch, CIO der BayWa AG. Der genossenschaftlich organisierte Konzern ist im Agrar-, Bau- und Energiesektor tätig, am bekanntesten allerdings sind seine Aktivitäten im landwirtschaftlichen Bereich. Und in dem spielt auch die Story, die Fausch den rund 70 Teilnehmern des CIO-Erfahrungsaustauschs erzählte.
Ertragsprognose mit Digital Twin
Dabei geht es um den Digital Twin Promet, mit dessen Hilfe die BayWa kurz- und langfristige Ertragsprognosen für verschiedenste Nutzpflanzen erstellen kann. Dabei berücksichtigt sie sowohl den Einsatz von Dünger und zusätzlicher Bewässerung sowie die Auswirkungen verschiedener Klimamodelle. So lassen sich Prognosen für kleinere landwirtschaftliche Flächen (bis auf 10 qm hinunter) als auch für große Flächen, ganze Länder und sogar Kontinente erstellen. Ausgangspunkt sind Satellitenbilder, die die jeweilige Bepflanzung erkennen können. Promet kann dann unter Berücksichtigung verschiedener Klimamodelle errechnen, wie sich Bewässerung und Düngereinbringung auf den jeweiligen Ertrag auswirkt. Das heißt, gerade Landwirten mit großen Flächen können sich sehr genau vorhersagen lassen, was der Einsatz von Dünger und zusätzlichem Wasser bringt. Angesichts der knappen Ressource Wasser und der teuren Ressource Dünger rechnet sich der Einsatz von Promet sehr schnell. Aber auch Staaten können mit Hilfe von Promet simulieren, wie sich ihre landwirtschaftlichen Erträge entwickeln und was sie mit gezieltem Ressourceneinsatz tun können, um die Erträge zu verbessern.
Diskussion über Kaspersky-Warnung
VOICE-Security-Spezialist Dirk Ockel berichtete im Security-Update zu Anfang des Erfahrungsaustauschs über diverse Angriffe und Schwachstellen. So zum Beispiel der Angriff der Hackergruppe Anonymous auf die deutsche Niederlassung des russischen Energiekonzerns Rosneft, die Attacken auf den französischen Spielhersteller Ubisoft und auf Vodafone durch die Lapus$ Gruppe. Bei Ubisoft kam es zu Beeinträchtigung von Systemen und Spielen bei Vodafone seien 200 GB Quellcode-Daten exfiltriert worden. Auch Emotet ist wieder da. Das erneuerte Botnetz wächst schnell und hat inzwischen wieder 130 000 Hosts in 179 Ländern infiziert.
Diskutiert wurde im Security Update aber vor allem die Warnung, die das BSI über den Sicherheits- und Virenscan-Anbieter Kaspersky herausgegeben hat. Da es sich um ein russisches Unternehmen handele, könne man nicht ausschließen, dass der russische Staat Zugriff auf die IT-Systeme von Kaspersky-Kunden bekomme. Deshalb riet das BSI den Unternehmen, vor allem Kritis-Unternehmen, den Anbieter zu wechseln. Der Diskussion im Erfahrungsaustausch zufolge, haben das alle anwesenden Kritis-Unternehmen gemacht und auch viele, die nicht Kritis sind, haben bereits den Anbieter gewechselt oder sind dabei. Als Alternativen wurden häufiger Sentinel und Microsofts Defender genannt.
Bei Lizenzverhandlungen immer den Fahrersitz beanspruchen
Ulrich Bäumer, Partner in der internationalen Rechtsanwaltskanzlei Osborne Clarke macht die Teilnehmer auf die wichtigsten lizenzrechtlichen Stolpersteine aufmerksam, wenn es um den Verkauf oder Kauf von Unternehmensteilen geht und worauf man diesbezüglich achten sollte, wenn man mit Cloud-Anbietern zu tun hat. Sein wichtigster Rat: Niemals dem IT-Dienstleister oder Softwareanbieter den Fahrersitz überlassen und immer versuchen, auf Augenhöhe zu bleiben. Es lohne sich fast immer, um seine Punkte zu kämpfen. Auf Nachfrage und gute Argumente geben sich die Hersteller meistens flexibler als sie sich am Anfang von Verhandlungen gebärden.