Der erste, nachösterliche CIO-Erfahrungsaustausch stand ganz im Zeichen von KI. Andreas Stibi, Geschäftsführer der Gema-Tochter IT4IPM schilderte in einem Use Case ein Projekt, in dem es um die Transkription von Mundart-Lyrics in Songs geht, also um die Verschriftlichung von Mundart-Gesang mit Hilfe von künstlicher Intelligenz. EU-Parlamentarier und Koordinator der EVP im Rechtsausschuss des EU-Parlaments Alexander Voss diskutierte mit den Teilnehmenden außerdem die wichtigsten Punkte des AI-Acts aus Sicht des konservativen Parteienbündnisses.
Angriff auf die Pressedatenbank Genios
Den Anfang machte aber wie fast immer im CIO EA Dirk Michael Ockel mit seinem Security-Update. Unter anderem erzählte er von einem Angriff auf die Pressedatenbank Genios, die deshalb zurzeit nicht erreichbar ist. Außerdem hatte Microsoft am vergangenen Dienstag mit 149 geschlossenen Schwachstellen den umfangreichsten Patchday seit 2017. Auch SAP hatte Patchday. Es wurden mit 10 vergleichsweise wenige Lücken geschlossen, die meisten bezogen sich dabei auf NetWeaver.
Mundart-Lyrics mit KI transkribieren
Andreas Stibi von IT4IPM schilderte nicht nur das Transkriptionsprojekt, sondern gab auch einen kurzen Überblick über die anderen KI-Projekte der Geman bzw. der IT4IPM. Unter anderem arbeitet man einer Plattform, mit der mit GenAI Musik generiert werden kann. Außerdem beschäftigt sich die Gema-Tochter in mehreren Projekten mit der Doublettenerkennung mittels KI. Damit könnte die Gema zumindest teilautomatisiert Plagiate erkennen. Das Mundart-Lyrics-Projekt greift verschiedene Herausforderungen auf. Zum einen bieten Streamingdienste zurzeit verstärkt Songtexte an, zum anderen geht es um den Erhalt der Dialektvielfalt und zum Dritten geht es darum, die Fähigkeiten von KI zu verbessern, das gesprochene Wort besser zu „verstehen“ und korrekt zu verschriftlichen. Bekanntlich, so Stibi weiter, würden viele KI-Tools, die transkribieren immer dann ungenauer, wenn Sprecher nicht korrekt betonen. Auch gesungene Worte sind offenbar schwieriger für eine KI zu verstehen als gesprochene. Das Fazit der bisherigen Erfahrungen lautet: „Harte Mundart“, die sehr weit vom Hochdeutschen abwicht, ist sehr schwer zu transkribieren. „Leichte“ Mundart wird dagegen gut erkannt und transkribiert. Die Transkription von hochdeutschen Texten klappt hervorragend genauso wie im Englischen.
Den AI-Act mit Leben füllen
Axel Voss sprach über den AI-Act. Die Regelung weise gute Ansätze auf, müsse aber jetzt mit Leben gefüllt werden, forderte er. Seiner Meinung nach gebe es diverse Lücken, die noch gefüllt bzw. konkretisiert werden müssen, damit die Regelung auch in der Praxis funktioniere. Etliches, zum Beispiel Haftungsregeln müssten noch ergänzt werden. Das seien aber Themen für die nächste Legislaturperiode. Insgesamt zeigte sich Voss skeptisch, ob die bisherige Digitalgesetzgebung der EU (AI-Act, Data Act, Digital Service Act, Digital Market Act und GDPR) dazu angetan ist, die europäischen Player im Heimatmarkt zu stärken. Die Regelungen erscheinen ihm gleichzeitig zu bürokratisch und zu ungenau. Große Player könnten deshalb dazu tendieren, ihre Strategie unabhängig von den geltenden Gesetzen durchzuziehen und sich gegebenenfalls verklagen zu lassen.